Hintergründe zur Körpertherapie
Abgestimmt auf die jeweilige therapeutische Situation verbindet die heilkundliche Körpersychotherapie Grundlagen und Methoden insbesondere aus der Körpertherapie und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.
Die von uns praktizierte Körperpsychotherapie ist ein psychodynamisches Therapieverfahren, das Methoden integrativ Elemente verbindet aus den Bereichen:
- der humanistischen Körpertherapie und organismischen Psychotherapie (K. u. M. Brown, G. Boyesen): Hierzu zählen u. a. körperlich energetische Arbeiten wie Körperwahrnehmung, Körperausdruck sowie die Methode des direkten Körperkontaktes, biodynamische Massagen und Feldenkrais (Moshe Feldenkrais)
- der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
- der Psychoanalyse (S. Freud, C. G. Jung, W. Reich)
- der Gruppendynamik und systemischen Therapie (I.D. Yalom)
- der Gesprächs- und Gestalttherapie (Perls, Rogers)
- Imaginativer Verfahren wie beispielsweise Kreative Trance (Jay Stattman) und Katathymes Bilderleben (Rosenberg)
Die Bedeutung von Bindung für die menschliche Entwicklung und der heutige Wissenstand der Pränatalpsychologie (Psychologie der vorgeburtlichen Lebenszeit) fließen ebenso in die Arbeit ein, wie die Erkenntnisse der Neurophysiologie, der Stress- und Gehirnforschung.
Psychoanalyse und Tiefenpsychologie
beziehen in ihrem psychodynamischen Denkansatz auch die Psychologie der pränatalen Lebenszeit mit ein.
Beim Psychodynamischen Ansatz geht es um die Herstellung einer Verbindung zwischen der Symptomatik einer Person und den auslösenden dysfunktionalen, also unlösbaren Konflikten, die sich in unbefriedigenden Beziehungsdynamiken abbilden, in Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der Person. Was und mit welcher jeweils spezifischen Bedeutung erinnert wird, hängt unter anderem davon ab, mit welchen Gefühlstönungen und -intensitäten die Erinnerung in Vergangenheit und Gegenwart verknüpft ist. (Stern 1985) Das ist bei jedem völlig unterschiedlich. Es geht hier nicht um wahr oder falsch. Nicht die äußere Realität - "wie war es wirklich" - sondern die innere, gefühlte Realität ist von Bedeutung. Denn die gefühlte innere Wahrheit ist eine Wahrheit. So oder so fühlt es sich für mich an - darüber lässt sich nicht streiten. Subjektiv organisierte Strukturen im Bereich des Denkens und Fühlens, sprich welche Erinnerungen verknüpfe ich mit welchen Bedeutungen, Gefühlen, Wünschen, Erwartungen oder Befürchtungen, haben Einfluss auf das aktuelle Erleben und gestalten die aktuellen Beziehungen mit.
Nach der prä- und perinatalen Psychologie (S. Grof, L. Janus) bildet die vorgeburtliche Lebensphase den Grundstein unserer Entwicklung und ist somit von großer Bedeutung für unser gesamtes Leben. Das vorgeburtliche Kind hat schon ein sich entwickelndes Nervensystem. Es besitzt bereits sehr früh die Fähigkeit mit verschiedenen Sinnen seine Umwelt wahrzunehmen, Informationen zu verarbeiten und auf den mütterlichen Organismus zu reagieren. Bereits in dieser Lebensphase machen wir Bindungserfahrungen. Im besten Fall Erfahrungen von gewollt sein, getragen und versorgt werden im Sinne von: "Alles, was ich brauche, ist da".
Bindung ist von ganz zentraler Bedeutung für die menschliche Entwicklung. (J. Bowlby) Einer der wichtigsten Aspekte dabei ist, dass Bindungsverhalten abhängig von den individuellen Erfahrungen ist, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht. Insbesondere die frühen Erlebnisse gestalten unseren Körper in verschieden Schichten und Bereichen und haben Einfluss darauf, wie sicher wir uns in uns selbst, in Beziehungen und in der Welt fühlen. Von unseren ersten Bezugspersonen, die in der Regel unsere Eltern sind, erlernen wir, wie zwischenmenschliche Bindungen gestaltet werden und welche Bedürfnisse in Intimität lebbar sind, d.h. wie darf ich sein bzw. wie muss ich sein, um gemocht zu werden. Das Verständnis von seelischer Not als Ausdruck unsicherer Bindungserfahrungen gehört zum theoretischen Hintergrund unseres therapeutischen Handelns.
Körperpsychotherapie
Basis und Ausgangspunkt bildet die Betrachtung von Körper, Seele und Geist als einer untrennbaren Einheit. Die körperorientierte Psychotherapie stellt Wissen der Neurophysiologie mit den Bereichen der hormonellen und vegetativen Regulationssysteme des Körpers, der Stress- und Gehirnforschung in Zusammenhang mit seelisch, psychischen Prozessen. Hört man auf, körperliche Vorgänge immer gleich zur Ursache zu erklären, gelingt es, den Körper als Spiegel der Seele wahrzunehmen.
Ein seelisches Geschehen hat immer eine Entsprechung auf körperlicher Ebene. Ebenso wirkt sich ein körperliches Geschehen immer auf den seelischen Zustand aus. Sobald das Gehirn eine Handlung oder einen Gedanken registriert, verwandelt es diese augenblicklich in eine Emotion und ordnet dem Körper an, eine Reihe angemessener Reaktionen auszuführen. Diese Umwandlung findet in der Großhirnrinde statt, in der äußersten Schicht des Gehirns. Direkt darunter, im Hypothalamus, werden die Wahrnehmungen oder der Gedanke emotional getönt und mit einem adäquaten Satz körperlicher Empfindungen versehen. Dieser Vorgang funktioniert auch in der umgekehrten Reihenfolge. Stellen Sie sich vor, Sie stürzen beim Ski fahren und anschließend empfinden sie Schmerzen im Arm: Diese Empfindung wird zuerst im Hypothalamus in eine Emotion übersetzt, beispielsweise in Angst, und eine tausendstel Sekunde später in der Großhirnrinde in einen Gedanken: "Mein Arm ist gebrochen." (Verny 1991) Gedanken, innere Bilder und Stimmungen sind also wechselseitig miteinander verbunden.
Das Wissen dieser Zusammenhänge ist entscheidend für das Verständnis von Themen und Problemen, die Menschen in eine Psychotherapie führen. Die körperpsychotherapeutische Behandlung und Begleitung bezieht immer die Wechselwirkung von körperlichen, seelischen und kognitiven Prozessen mit ein und erkennt in körperlichen Zuständen oder Prozessen eines Menschen die Widerspiegelung von seelischen Zuständen und andersherum.